Spohr

Spohr
Spohr,
 
Louis, eigentlich Ludewig Spohr, Komponist, Violinist und Dirigent, * Braunschweig 5. 4. 1784, ✝ Kassel 22. 10. 1859; erhielt 1799 in Braunschweig eine Anstellung als herzoglicher Kammermusiker, durfte den Violinvirtuosen Franz Eck (* 1774, ✝ 1804) 1802/03 als Schüler nach Sankt Petersburg begleiten, trat 1804 mit sensationellem Erfolg erstmals öffentlich auf, war 1805-12 Konzertmeister der Hofkapelle in Gotha, 1813-15 Orchesterleiter des Theaters an der Wien, 1817-19 Leiter der Oper am Frankfurter Stadttheater und ab 1822 Hofkapellmeister in Kassel (1847 Generalmusikdirektor). Spohr unternahm ausgedehnte Reisen durch Deutschland, die Schweiz, Italien (1815-17), nach Paris und nach England, wo er besonders mit seinen Oratorienaufführungen gefeiert wurde. Sein künstlerisch beherrschtes Spiel und seine edle, kantable Klanggebung wurden stets hervorgehoben. Seine »Violinschule« (1832) gilt als Standardwerk deutscher Geigenpädagogik im 19. Jahrhundert.
 
Spohrs Kompositionen stehen einerseits in der Tradition der Wiener Klassik, v. a. W. A. Mozarts, andererseits gehören sie mit charakteristischen Stilelementen der deutschen Romantik an, so v. a. durch eine differenzierte, farbige Klanglichkeit und eine reiche, oft chromatisch durchsetzte Harmonik. Die Leitmotivik, der rezitativisch-ariose Sprechgesang und die freie Form seiner Bühnenwerke bilden eine wesentliche Entwicklungsstufe romantischer Musikdramatik vor R. Wagner. Besonders auf den Gebieten der Oper, des Oratoriums, der Sinfonie, des Solokonzerts und der Kammermusik hat er bedeutsame, satztechnisch anspruchsvolle Werke geschaffen. Sein umfangreiches Œuvre umfasst 10 Opern, darunter »Faust« (1816), »Jessonda« (1823), »Der Berggeist« (1825); 4 Oratorien; 10 Sinfonien, darunter Nummer 4 »Die Weihe der Töne« (1832); 15 Violinkonzerte, darunter Nummer 8 a-Moll »in Form einer Gesangsszene« (1816); 4 Klarinettenkonzerte; Nonett für Bläser und Streicher (1813); Oktett für Bläser und Streicher (1814); 4 Doppelstreichquartette; Streichsextett (1850); 7 Streichquintette; 22 Streichquartette; 15 Streichduos; Klavierkammermusik; 6 Sonaten für Violine und Harfe; geistliche und weltliche Chormusik; Lieder. Schrieb auch eine »Selbstbiographie« (2 Bände, herausgegeben 1860-61).
 
Ausgaben: Ausgewählte Werke, herausgegeben von F. U. Leinert, auf zahlreiche Bände berechnet (1949 folgende); Neue Auswahl der Werke, herausgegeben von F. Göthel u. a., auf zahlreiche Bände berechnet (1963 folgende).
 
 
L. S. Avantgardist des Musiklebens seiner Zeit (1979);
 
Thematisch-bibliograph. Verz. der Werke von L. S., hg. v. F. Göthel (1981);
 P. Katow: L. S. (Luxemburg 1983);
 C. Brown: L. S. A critical biography (Cambridge 1984);
 G. Kilian: Studien zu L. S. (1986).
 

Universal-Lexikon. 2012.

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